JOEL: ANALYSING „QUARANTINE BEDROOM ACTION“ BY KAH MENDOZA WEETHEE

BUSENFREUND*INNEN // BOSOM BUDDIES:
PRIDE MONTH SPECIAL PART III.

Das Werk, mit welchem sich der folgende Text auseinandersetzt, war in der Ausstellung „Queering the Crip, Cripping the Queer“ des Schwulen Museums in Berlin zu sehen (02.09.2022 bis 29.05.2023).
„Queering the Crip, Cripping the Queer“ war die erste internationale Ausstellung, die die historischen, kulturellen und politischen Gemeinsamkeiten von Queerness und Behinderung erforschte. Zu sehen waren Werke von mehr als 20 internationalen Künstler*innen, die sich mit den historischen und aktuellen Themen der Ausstellung, auseinandersetzten. Des Weiteren wurden ausgewählte Arbeiten aus der Sammlung Prinzhorn gezeigt und die Ikonen der queeren/behinderten Kunst vorgestellt.




The artwork that is the subject of this text was part of the exhibition „Queering the Crip, Cripping the Queer“ at the Gay Museum in Berlin (02.09.2022 bis 29.05.2023).
„Queering the Crip, Cripping the Queer“ was the first international exhibition addressing the intersectionality of historical, cultural und political aspects of queerness and disability. 20 international artists were part of this exhibit, showcasing pieces that relate to the very timely topic of this exhibition. Furthermore, selected pieces from the Prinzhorn Collection were part of the exhibition, as well as introductions to the icons of the queer/disabled art world.

Der Künstler // The Artist

Kah Mendoza Weethee wohnt und lebt in Los Angeles, USA. Er ist lateinamerikanischer Abstammung und zählt sich zu den PoC, queeren (trans) und tauben Menschen. Mit diesen drei Eigenschaften beschäftigt sich Kah auch in seinen Kunstwerken. Im künstlerischen Comic-Stil schafft Kah Werke, die die Darstellung des Transgenderkörpers erforschen, ASL vermitteln und PoC einen Platz in der Kunst schaffen sollen. Diese Eigenschaften sah Kah wenig bis kaum in Kunstwerken als er aufwuchs. Auch deshalb fühlt er sich verpflichtet queeren, tauben PoC einen Platz in der Kunstwelt zu geben. Dies schafft er auch durch das Werk, um das es in diesem Text geht.
 
Kah Nedoza Weethee lieves in Los Angeles, USA. He is a latinx, PoC, queer (trans) and deaf artist. All of these parts of his identity are often addressed in his art. In his artistic comic-style, Kah creates art that explores the representation of trans bodies, the deaf community and People of Colour, creating an authentic place for them in his pieces. He says that these people and their experiences weren’t represented or reflected in the art he saw and consumed growing up. That’s one of his reasons to create a space for queer, deaf, People of Colour in the art world. He does so as well, with the artwork that will be discussed in the following.

Das Werk // The Artwork

Das Kunstwerk trägt den Titel „Quarantine bedroom action“ und besteht aus drei einzelnen Bildern, die als digital Art, in der Ästhetik eines erwachsenen Cartoons oder Comics, gezeichnet wurden. Das Format der Bilder ist quadratisch, die einzelnen Bilder tragen keinen eigenen Titel – dadurch wird die Verbindung dieser drei zu einem Werk unterstrichen. Alle drei Bilder zeigen ein Fenster, durch das mensch in ein Schlafzimmer blickt bzw. aus welchem mensch bzw. die Akteur*innen im Bild hinausblicken. Fenster mit einer Aussicht sind wiederkehrende Motive in Kah’s Werken. Auf jedem der drei Bilder sind zwei Bildakteur*innen zu sehen, die sich am Anfang oder Ende ihres Liebesspiels, während einer Quarantänesituation, befinden.

Anmerkung: Die geschlechtliche Einordnung der dargestellten Personen hat keinen Anspruch auf eine allgemeine Gültigkeit. Unter modernen, queeren Gesichtspunkten sind einerseits die Kategorien männlich und weiblich nicht ausreichend und andererseits geht aus dem Werk nur die Transidentität hervor, allerdings ist z.B. eine mögliche nicht-Binärität nicht dargestellt bzw. deutbar.

Für interessierte und für Personen, die diese benötigen, befindet sich die Bildbeschreibung jeweils im Alt-Text. Hier soll der analytische Teil der Werkanalyse im Fokus stehen.
 
The artwork I want to talk about is titled „Quarantine Bedroom Action“ and includes three drawings with the digital art aesthetics of an adult comic or cartoon. All three pictures are square-shaped and don’t have individual titles – creating the connection between each other as a three-piece-artwork. All of them are pictures of windows, through which the viewer can see bedrooms, or rather bedrooms from which the viewer can look out of the window. Windows with specific views are a reaccurring theme in Kah’s art. On all the three of the pieces in „Quarantine Bedroom Action“ you can see two people who either just finished or are about to have sex, according to the title while being quarantined together.

Side note: My interpretation of the peoples’ genders, as depicted in the images does not pretend to be the genreal consensus nor does it have to be absolutely correct. From a modern, queer point of view it is important to not that the binary categories of male and female aren’t adequate, and since the artwork focuses on trans identities, a non-binary identity or other gender identities that fall under the trans umbrella can’t be ruled out for the depicted persons.

For people who are interested or might need a general image description: you’ll find them (in German) in the ALT-text of each picture, before I then dive into an in depth analysis of the three images, as is the focus of this text. 

Bild I. // Image I.

Auf dem ersten Bild ist ein Raum zu sehen, in diesem ein Bett steht, auf dem sich zwei Personen befinden. Hinter ihnen ist ein Fenster, durch welches das Washington Monument bei Nacht, umgeben von orangenen Wolken, zu sehen ist. Die Wand des Zimmers ist blau, das Bett grau mit schwarzer Bettwäsche und rotem Kissen. Über dem Bett hängt eine blau-graue, dreieckige Fahne mit gelbem Schriftzug. „Gallaudet“ ist dort zu lesen. Gallaudet ist die einzige gehörlosen Universität weltweit.
Die beiden Personen auf dem Bett werden von den Betrachtenden intuitiv weilblich gelesen. Wenn auch aufgrund ihrer verschlungenen Art, wie sie auf dem Bett sitzen, trotz ihrer Nacktheit keine ihrer äußeren Geschlechtsmerkmale eindeutig zu erkennen sind. Die Betrachtenden erhaschen nur einen Blick auf die Umrisse ihrer Brüste. Die Gesichtszüge und Frisuren der Personen tragen zur Annahme der Weiblichkeit bei. Anhand des Hauttons der Personen lässt sich eine Zugehörigkeit zur lateinamerikanischen/Schwarzen Community annehmen. Beide befinden sich in einer halb liegenden, halb sitzenden, mehr oder weniger verschlungenen Position. Ihre Gesichter sind den Betrachtenden zugewandt. Fast abstrakt wirkt ein Streifen in Regenbogenfarben, der über die Augen der beiden Bildakteurinnen gemalt ist. Es sieht aus, als hätte jemand Washitape genommen und über diesen Bildbereich geklebt. 
Beide Personen sind unbekleidet. Die von den Betrachtenden aus linke Person, trägt ihr langes, dunkles Haar offen. Die andere Person trägt eine grüne Haube, unter welcher kurze dunkle Haare hervorschauen. Beide Personen tragen Tattoos, die Person mit der grünen Haube hat im rechten Ohr viele Piercings. Die linke Person trägt eine abstrakte Seerose auf ihrer Schulter und die rechte Person ein Dreieck auf ihrer Taille. Sie hat ihre Beine über die der anderen Person gelegt. Der Eindruck entsteht, dass sie gerade ihr Liebesspiel vollendet haben oder es gerade beginnen.

Bildquelle // Image source

In diesem Bild fällt zunächst die blau-graue, dreieckige Fahne mit gelbem Schriftzug: „Gallaudet“, die über dem Bett hängt, auf. Diese ist ein wichtiger Bildbestandteil, der zur Kontextualisierung des Werkes beiträgt. Gallaudet ist die einzige gehörlosen Universität weltweit. Aus dem Vorhandensein dieser Fahne kann man schließen, dass zumindest eine der beiden Bildakteur*innen gehörlos ist. Was allerdings nicht unbedingt der Bildwahrheit entsprechen muss, denn theoretisch könnten sich die Akteure auch nur in einem Zimmer einer gehörlosen Person befinden. Allerdings bestärkt das Vorwissen über die Werke von Kah, der Background der Ausstellung und die Kontextualisierung durch den Titel, die erstere Annahme.

Fast abstrakt wirkt der Streifen in Regenbogenfarben, der über die Augen der beiden Bildakteur*innen gemalt ist. Es sieht aus, als hätte jemand Washitape genommen und über diesen Bildbereich geklebt. Dieses Bilddetail lässt für die Betrachtenden viel Interpretationsraum zu. Zunächst bleibt als offensichtlichste Deutung diese, dass die Zugehörigkeit der Beiden zur LGBTQ+ Community dargestellt wird. Des Weiteren liegt die Vermutung nahe, dass die Personen auf dem Bild ungeoutet sind und deshalb ihre Gesichter nicht ganz zeigen wollen. Außerdem kann der Regenbogen über den Augen auch als „Queere Brille“, durch die die Akteur*innen die Welt sehen, gedeutet werden. Eine weitere Deutung, ist diese, dass durch den aufgeklebten Eindruck, das Auferlegen eines Labels repräsentiert werden soll. 

Weiterhin auffällig ist die Farbe Rot des Kissens und die blaue Farbe der Wand. Aus dem Rot des Kissens lässt sich die Leidenschaft und Liebe der beiden Akteur*innen herleiten. Das Blau der Wand verstärkt einerseits die Annahme, dass die beiden Personen Studierende an der Universität sind (blau wird häufig mit Intelligenz assoziiert) und andererseits lässt sich auch die Assoziation mit Vertrauen herleiten, denn die beiden Personen befinden sich in einer vertrauten Situation. Das eigene Zimmer stellt einen vertrauten Ort, oder einen Safe Space dar.

Last but not least soll die Darstellung der Geschlechtsidentität und die ethnische Zugehörigkeit angesprochen werden. Die beiden Personen nimmt der Betrachtende als weiblich wahr. Diese kommt durch die Umrisse der Brüste, die Gesichtszüge und Frisuren der Personen zu Stande. Anhand des Hauttons der Personen lässt sich eine Zugehörigkeit zur lateinamerikanischen/Schwarzen Community annehmen.




In this image, the first thing that is important to point out is the triangular flag that reads „Gallaudet“, hanging on the wall. It’s an important detail in this piece, because Gallaudet is one of the few universities for deaf people in the world, which helps contextualise this artwork. Because of the flag on the wall, it is easy to conclude that one of the two people depicted is deaf, even though the two people could also just happen to hang out in a room of a deaf person and not be deaf themselves. Knowing about the artist’s background, the context of the exhibition and the title of the artwork, the first interpretation is probably closer to the truth though.

The rainbow-coloured stripes covering the eyes of the two people is another, very abstract detail, in this image. It almost looks like someone took a piece of Washi-tape and taped it over their faces. It also leaves a lot of room for interpretation. First and foremost it indicates that both people depicted are members of the LGBTQ+ community. It could also be interpreted in a way that both of them aren’t officially out yet and therefore want to censor their identities. Furthermore, the rainbow stripes could also bee seen as the „queer lens“ that the two of them view the world through. Finally, the taped over faces could stand for the process of labelling the two people as queer/members of a specific group of the LGBTQ+ community.

Present colours are the red of the pillow and the blue of the wall. The red of the pillow might stand for the love and lust the two people feel for each other, while the blue of the wall might stand for intelligence and further pushes the belief that the two people are university students. Blue also stands for trust, which indicates that the two of them aren’t strangers to each other. Furthermore, this trust creates a known environment, a safe space.

Last but not least we will have a look at the gender identities and ethnic backgrounds of the two persons. Both of them can be read as female, or femme presenting, judging by their chests, faces, and hair styles. When looking at their skin colours, it is obvious that they come from a latinx/Black background.

Bild II. // Image II.

Auf dem zweiten Bild sind zwei männlich gelesene Personen zu sehen, sie sind den Betrachtenden zugewandt und stehen an einem Fenster. Der männliche Eindruck entsteht durch die Oberkörper der Personen, ihre Kopfformen und die Gesichtszüge, die Bärte und durch die Frisuren. Der Schritt der beiden Personen ist durch Bekleidung und Hauswand verdeckt. Der Raum hinter dem Fenster ist rostrot. Die Wand um das Fenster grau-blau und der Fensterrahmen braun-schwarz. Die beiden Personen stehen vor- bzw. hintereinander. Die vordere Person ist Oberkörperfrei, der Nacken und der untere Teil ihrer Frisur sind dunkel, das Deckhaar ist blond. Am Nacken trägt sie eine tätowierte Mondsichel. Die hintere Person trägt ein weißes T-Shirt und hat dunkles Haar. Im linken Ohr trägt sie einen Ohrring. Mit ihrem linken Arm umschlingt die Person die Hüfte der vorderen Person, die Hand verschwindet in ihrem Schritt. Etwas darüber trägt die vordere Person ein Rosentattoo auf dem unteren Teil des Bauchs. Die Blüte der Rose ist rot, der Rest des Tattoos schwarz. Der Stiel der Rose scheint Richtung Schritt zu zeigen. Die vordere Person umklammert das Handgelenk der hinteren Person, während sich beide leidenschaftlich küssen. 
Beide Personen haben einen muskulösen Oberkörper. Bei der vorderen Person sind auf der Brust OP-Narben, vermutlich von einer Brustangleichung, zu erkennen. Die vom Betrachtenden aus rechte Narbe, ist von der zu Faust geballten Hand des rechten Arms verdeckt. Die geballte Faust scheint hier kein Ausdruck der Gewalt, sondern ein Ausdruck der Lust zu sein. Der rechte Arm von der hinteren Person ist nicht im Bild zu sehen, er befindet sich hinter dem Rücken der vorderen Person. Hier kann vom Betrachtenden nur vermutet werden, wo genau sich die Hand des hinteren Arms befindet. Vermutlich greift die hintere Person der vorderen an den Po. Die beiden Personen sind durch ihre Hautfarbe als People of Colour erkennbar. Ihre, den Betrachtenden zugewandte, Position lässt den Eindruck entstehen, dass sie gesehen werden möchten. Wie auch beim ersten Bild, lässt sich hier nicht klar sagen, ob die Personen sich am Anfang oder Ende ihres Liebesspiels befinden. Allerdings lässt sich durch die teilweise vorhandene Kleidung eher ein Beginn vermuten.

Bildquelle // Image source

Auffällig ist, dass dieses Bild im Gegensatz zu Bild 1 und 3 das Fenster von außen zeigt. Hier ist die schöne Aussicht, die sich den Betrachtenden bietet, nicht außerhalb des Zimmers, in dem sich das Bildgeschehen befindet, sondern innerhalb. Außerdem zeigt das sonstige Bildgeschehen weniger von der Situation drumherum, als es die anderen beiden Bilder tun. Bei dem Betrachtenden entsteht so der Eindruck, dass mensch sich z.B. in einem Haus gegenüber dem Fenster befindet und das Geschehen beobachtet. In den beiden anderen Bildern ist die Perspektive so gewählt, dass die Betrachtenden sich eher mit im Raum befinden als außerhalb. Sie sind aber nicht Teil des Geschehens.
Farbsymbolisch lässt sich das Rot des Rosentattoos der Liebe und Leidenschaft zuordnen. Auch das Rostrot des Fensterrahmens lässt sich grundlegend zur Überfarbe Rot zuordnen, allerdings strahlt es durch seinen Orangeanteil auch eine gewisse Wärme und Enthusiasmus aus, was wiederum zum Bildmotiv passt.

Folgend soll auf einige Bilddetails, auf die Darstellung der Geschlechtsidentität und auf die Gesamtbildsituation eingegangen werden.
Der Eindruck, das es sich hierbei um männliche Personen handelt, entsteht durch die Oberkörper der Personen, ihre Kopfformen und die Gesichtszüge, die Bärte und durch die Frisuren. Der Schritt der beiden Personen ist durch Bekleidung und Hauswand verdeckt und trägt somit nicht dazu bei.
Die zu Faust geballten Hand der vorderen Person sticht den Betrachtenden ins Auge. Gesellschaftlich sind Fäuste häufig mit Gewalt assoziiert. Hier soll die Faust aber kein Ausdruck der Gewalt, sondern ein Ausdruck der Lust sein. Die beiden Personen sind durch ihre Hautfarbe als People of Colour erkennbar. Ihre, den Betrachtenden zugewandte, Position lässt den Eindruck entstehen, dass sie gesehen werden möchten. Wie auch beim ersten Bild, lässt sich hier nicht klar sagen, ob die Personen sich am Anfang oder Ende ihres Liebesspiels befinden. Allerdings lässt sich durch die teilweise vorhandene Kleidung eher ein Beginn vermuten.




In this one it is important to point out that, other than in the first and third image, the window in the second image is to be seen from the outside. The point of view offered to the viewer, isn’t just part of the depiction of intimacy within a room, with a window looking out into the world, but rather the outside world catching a glimpse at the bedroom action from the outside, looking in. There is less to be seen surrounding the window, the focus of the action, which also separates this image from the other two. This creates the illusion of maybe living in a house across the street and seeing what is going on in your neighbour’s window. In the other two pieces, the point of view seems to be of a person who is in the room with the other people, but not being part of the action.
Coming back to the colour symbolism, we once again find the red in the rose tattoo of the one person, symbolising love and lust. The rusty brown of the window frame could also be seen as a type of red, and through its high percentage of orange mixed into it, it radiates warmth and enthusiasm, which seems fitting for the two people making out.

Now let us have a look at some details, the depiction of gender and the situation depicted in this image.
The upper bodies of both people depicted create the belief that they are male or masc presenting individuals. This is further emphasised by their head-shapes, their faces, beards and hair styles. We can’t see a lot of their bodies from the waste down, since they are covered by clothes and the window sill.
The person in the front has one hand curled up in a fist, which immediately draws attention. In our society, fists are often associated with violence, but in this case it is rather a depiction of lust than violence. Both people are People of Colour, judging by their skin tones. The way they have positioned themselves in front of the window, in full view of the people looking in from the outside, lets us believe that they want to be seen. Just like in the first image of this artwork, it remains unclear if this couple just finished having sex or if they just started getting intimate. But seeing that they are still wearing some clothes, the latter might be the case.

Bild III. // Image III.

Auf dem dritten und letzten Bild ist wieder ein mehr oder weniger nacktes PoC-Paar zu sehen. Sie schauen sich gegenseitig an, die eine Person kniet auf dem Bett und die andere liegt vor ihr auf dem Rücken. Die knieende Person wird von den Betrachtenden weiblich gelesen, die liegende männlich. Das Bett hat weinrote Laken, die Wände des Raums sind goldgelb und durch das Fenster im Hintergrund sind Berge im Sonnenuntergang zu sehen. Auf einem der Berge liegt Schnee. Die Berge sind grau und an ihrem Fuße sind Tannenbäume angedeutet. Die knieende Person wird von den Betrachtenden weiblich gelesen, da ihre Körperform, ihre Busen und ihre Gesichtszüge den Betrachtenden zu diesem Schluss kommen lassen. Die Person hat einen dünnen Körper, dunkle zum Dutt gebundene Haare, trägt auf der den Betrachtenden zu gewandten Pobacke ein Rosentattoo und ist vollkommen nackt. Das Rosentattoo zeigt drei Rosenblüten und ist durchgehend schwarz. Sie trägt goldene Ohrringe und dunkelroten Lippenstift. Ihre linke Hand liegt auf dem angewinkelten Knie der zweiten Person. Die liegende Person wird von den Betrachtenden aufgrund ihres Körpers, der Gesichtszüge, ihres Dreitagebarts und der Körperbehaarung an Bauch und Beinen, männlich gelesen. Sie liegt auf dem Rücken, hat die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ein Bein ausgestreckt und das andere angewinkelt. Die Person trägt eine dunkelgrüne Mütze, unter welcher dunkle Haare hervorschauen. Ebenso eine rot-orange Sonnenbrille, mit orangen Gläsern. Auf ihrem dünnen Körper sind unter der Brust OP-Narben zu erkennen. Die Person trägt einen schwarzen Strappon, in Form eines Boxer-Briefs, aus dem ein Dildo herausschaut. Der Dildo hat die Farben des Sonnenuntergangs, der im Hintergrund zu sehen ist. Aus dem Bildgeschehen geht für die Betrachtenden nicht hervor ob die Personen ihr Liebesspiel gerade beendet haben oder dabei sind dieses zu starten.

Bildquelle // Image source

Hier soll nun zu Beginn auf die Darstellung der Geschlechtsidentität der beiden Personen eingegangen werden. Im Gegensatz zu Bild 1 und 2 handelt es sich bei den dargestellten Personen nicht um ein gleichgeschlechtliches Paar. Die knieende Person wird von den Betrachtenden weiblich gelesen, dazu tragen ihre Körperform, ihre Busen und ihre Gesichtszüge bei. Außerdem weisen die goldenen Ohrringe und ihr dunkelroter Lippenstift, unter konventioneller Blickweise, auch auf das weibliche Geschlecht hin. Die liegende Person wird von den Betrachtenden aufgrund ihres Körpers, der Gesichtszüge, ihres Dreitagebarts und der Körperbehaarung an Bauch und Beinen, männlich gelesen. 

Besonders auffällig ist, dass der Dildo die gleichen Farben hat, wie der Sonnenuntergang im Hintergrund. Der Sonnenuntergang bezeichnet den Übergang von Tag zu Nacht. Diesem Phänomen werden verschiedenen symbolische Bedeutungen zugeschrieben. Allgemein empfinden Menschen den Sonnenuntergang als etwas romantisches. Auch mit Liebe und positiven Erfahrung wird der Sonnenuntergang verknüpft, er kann aber auch anders gedeutet werden. Zum Beispiel als Übergang von einer Lebensphase in eine andere. Romantik, Liebe und positive Erfahrungen lassen sich schlüssig mit Geschlechtsverkehr oder Sexspielzeugen verknüpfen.




For the third image, I just want to quickly talk about the gender identity of the two subjects. Compared to the first and third image, this one doesn’t show a same-sex-couple. The person kneeling on the bed can be read as female, when looking at her body and proportions, her boobs and her facial features. Furthermore, her gold earrings and dark red lipstick suggests a conventional performance of womanhood. The other person lying on the bed can be seen as male, which is suggested by the body, face, the beard and general body hair on the belly and legs.

One thing that stands out is the fact that the dildo the two are using is the same colour as the sunset that can be seen in the window in the background. Sunsets show the transition between day and night and there is a lot of symbolism to be found in them. Generally, people feel like sunsets are a romantic setting. Sunsets are often associated with love and positive feelings, but we could also interpret them in a different way. For example, the sun setting on a specific phase in life, transitioning into the next. Romance, love and positive experiences can be related to sexual practices or sextoys, as can be seen in this particular image.

Fazit // Conclusion

https://www.instagram.com/p/B-dRvDAFySs/?hl=de
Um nun das Werk im Gesamten zu betrachten, lässt sich feststellen, dass lediglich der Titel des Werkes auf die Quarantänesituation, in der sich die Bildakteure befinden, hinweist. Aus den Bildmotiven an sich geht dies nicht hervor. Denn Begriff Quarantäne assoziieren vermutlich die meisten Betrachtenden mit Covid19. Ob Kah auf diese Art von Quarantäne verweisen wollte, bleibt allerdings offen. Es könnte sich auch um Quarantäne aufgrund einer anderen Krankheit etc. handeln. Allerdings könnte auch eine metaphorische Quarantänesituation gemeint sein, die auf die Ausgrenzungen die sowohl queere Menschen, PoC und auch Menschen mit einer Behinderung erleben. 

Des Weiteren lässt sich aus dem dreiteiligen Werk die ein oder andere Bedeutung herleiten. Die Zahl Drei steht in der Numerologie für Glück und Erfolg, auf allen drei Bildern sind glücklich wirkende Paare zu sehen. Ebenfalls begegnet uns die Zahl Drei in den Bildern wieder. Zum Beispiel sind in allen drei Bildern Dreiecke als Bildbestandteile zu entdecken (Tattoos, Berge, Fahne, die Spitze des Obelisken).
Bildkompositorisch fällt die Position der Betten, Fenster und Bildakteur*innen auf. In beiden Bildern, in denen ein Bett zu sehen ist, befindet sich das Bett in der unteren Bildhälfte. Es füllt die ganze Bildbreite aus und das Kopfteil befindet sich jeweils links von den Betrachtenden. So wird dem Bett genug Aufmerksamkeit zu teil, ohne zu sehr von den Bildakteur*innen abzulenken. Bei Bild 2 und 3 befindet sich das Fenster mittig im Format, lediglich bei Bild 1 liegt es im rechten Bilddrittel. Durch die mittige Platzierung bekommen die Betrachtenden mehr vom Geschehen hinter dem Fenster zu sehen. In Bild 2 befindet sich dort das Hauptmotiv. Die Aussicht in Bild 3 scheint demnach eine wichtigere Rolle zu spielen als die Aussicht in Bild 1. 

Auch auffällig bzw. wiederkehrend ist die Farbe Rot, in verschiedenen Nuancen, als Bildbestandteil. Rot liegt, wie bereits erwähnt, die Bedeutung der Leidenschaft und Liebe zugrunde – welche beides Themen der Bildmotive sind. Des Weiteren sind auch das Rosenmotiv als Tattoo und Tattoos allgemein in jedem Bild zu finden. Im ersten Motiv taucht die Rose als Seerose auf, in den beiden anderen Bildern wird sie als „richtige“ Rose dargestellt. Die Rose gilt allgemein als Blume der Liebe und Leidenschaft. Die Seerose hingegen wird mit Optimismus, Reinheit und Schönheit verknüpft. Wie auch die Tattoos, sind auch Brust-OP-Narben ein wiederkehrendes Motiv im Werk. Allerdings sind diese nur in Bild 2 und Bild 3 zu finden.

Zur Darstellung der Gehörlosigkeit lässt sich feststellen, dass in Bild 1 die Taubheit der Bildakteur*innen deutlich durch die Flagge der Gehörlosenuniversität symbolisiert wird. In Bild 2 und 3 ist nicht zu erkennen, dass die dargestellten Personen gehörlos sind. Dies erschließt sich den Betrachtenden nur durch ihr Kontextwissen über die Ausstellung bzw. über Kahs Werke selbst. Die Tatsache der nicht-Darstellung lässt sich am ehesten damit begründen, dass Taubheit eine unsichtbare Behinderung ist.

Abschließend soll erwähnt werden, dass von allen abgebildeten Personen entweder die Augen nicht zu sehen sind oder sie geschlossen oder von der Seite dargestellt gezeichnet sind. So werden einerseits die Betrachtenden in keinem Bild direkt angesehen und andererseits kommt auch eine gewisse Anonymität zu Stande.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Werk „Quarantine bedroom action“ von Kah Mendoza Weethee ästhetisch gelungen ist und den Betrachtenden auch Interpretationsspielraum bietet. Dies verstärkt die Intensität des Werkes. Des Weiteren ist besonders das gesellschaftliche und politische Anliegen Kah’s hervorzuheben, welches hier in erster Linie durch die intime Darstellung von queeren, tauben Transpersonen gelingt. Wer die Möglichkeit hat, Werke von ihm live zu sehen, sollte diese meiner Meinung nach ergreifen. Ansonsten kann man ihm auch auf Instagram folgen.
//J. 




To come back to the three pieces as a whole, coming together as an artwork, it can be noted that the only thing truly connecting this work to quarantine, is the work’s title. We can’t really tell just from looking at the three images that this is the situation the people depicted are experiencing. Most people will associate the word „quarantine“ with the Covid19 pandemic. If Kah wants to point a light at that kind of quarantine, remains open for discussion. It might as well be a quarantine situation due to a different disease, or it could be interpreted in a more metaphorical sense: the alienation of queer people, People of Colour, and/or disabled folks.

Additionally, the three-piece-artwork leaves room for even more interpretation. The number three is known as the number of luck and success in numerology; all the couples in the images seem to be happy and content. We also encounter the number three within the images themselves. For example the triangular shapes that can be found in the tattoos, mountains, the flags, the tip of the obelisc.
When it comes to the composition of the images, the position of the beds, the window and the people are important to point out. In both images in which the beds are visible, the beds make up the lower part of the image. They fill the whole lower parts of the images and the headboard is always on the left side of the people on the bed. This way the bed draws attention to itself, but never steals the show for the persons on it. The windows in image two and three are both positioned in the centre of the images, only in the first picture the window is on the right hand side. Through the central position of the windows, viewers get to focus more on the view and the action behind the windows. In the second image, the main action is taking place behind the window. The view from the window in image three might therefore be interpreted as more important than the view to be seen from the window in image number one. 

Another aspect that suggests importance is the recurrence of the colour red, in different shades. As I said before, red stands for love and lust – which is both theme and motif of the three artworks. Roses as tattoos are also a recurring thing to be seen in all three images. In the first image, the rose appears are a waterlily, in the other two as „proper“ roses. The rose is also a symbol of love and lust. Waterlilies on the other hand are associated with optimism, purity and beauty. Just like the tattoos, top-surgery scars are also a motif that appears in several of the images, even though it’s just in two out of three.

When it comes to the depiction of deafness, it can be pointed out that in first image the flag of the university for deaf people heavily suggests that the people in the image are deaf. In the second and third image, we can’t see/tell if one of both of the people depicted are deaf. It can only be suggested by the context of the artwork as a whole and by the context of the exhibition, or rather the artist himself. The fact remains that deafness isn’t a visible disability and therefore might also not be visible in all of the images.

Finally, I want to point out that the eyes of the people in all of the images can’t really be seen, because they are either closed, only seen from the side, or covered by a rainbow or sunglasses. On the one hand, the viewer is never directly looked at and therefore involved in the action depicted, on the other hand this creates some kind of anonymity.
All in all it can be said that the artwork „Quarantine Bedroom Action“ by Kah Mendoza Weethee is more than just an aesthetically successfully executed piece of art that invites the viewer to interpret what they see. The room for interpretation gives the artwork even more power. Important to underline is also the socio-political intention of Kah, consciously depicting sexual practices between queer, deaf, trans people. If you ever have the chance to see  this artwork live, I highly recommend you do so. Otherwise, I also want to encourage you to follow the artist on Instagram.
//J. 

Name: Joel (er/ihn)
Alter: 27
Körbchengröße: zero
Sternzeichen: Jungfrau
Momentaner Lieblingssong: Alone – Kim Petras (with Nicki Minaj)
Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich: ein Eichhörnchen
Drei Sachen die ich nicht mag: toxische Männlichkeit, zu warm & zu kalt, Engstirnigkeit.




Name: Joel (he/him)
Age: 27
Cup size: zero
Zodiac Sign: Virgo
Current favourite tune: Alone – Kim Petras (with Nicki Minaj)
If I were an animal, I would be: a squirrel
Three things I do not like: toxic masculinity, when it’s too warm or too hot, narrow-mindedness.

Folge Joel! // Follow Joel!

Du kannst Joel gerne folgen. Außerdem kannst Du seinen Gastbeitrag für das Pride Month Special 2021 HIER lesen.




Feel free to follow Joel. You can also check out his Pride Month Special 2021 blogpost HERE.

Quellen & Nachweise // Sources & References

Kah (Caw) Mendoza (o.A): cinemapapii – Kah’s Instagramprofil. Online verfügbar unter https://www.instagram.com/cinemapapii/, zueltzt geprüft am 28.05.2023.

Kah (Caw) Mendoza (2020): Quarantine bedroom action. Online verfügbar unter https://www.instagram.com/p/B-dRvDAFySs/?hl=de, zuletzt geprüft am 08.05.2023.

Kah (Caw) Mendoza (2022): QUEER/CRIP Instagram Stroy Highlight. Transcript: Quiplash, Audio Description Of „Kah Mendoza Wheetee – Quarantine Bedroom Action“. Unter Mitarbeit von Quiplash. Online verfügbar unter https://www.instagram.com/p/B-dRvDAFySs/?hl=de, zuletzt geprüft am 08.05.2023.

schwules Museum Berlin (2022): Queering the Crip, Cripping the Queer. EINE AUSSTELLUNG ZU GESCHICHTE, KULTUR UND AKTIVISMUS VON QUEERNESS & BEHINDERUNG. Berlin. Online verfügbar unter https://queer-crip.schwulesmuseum.de/, zuletzt geprüft am 05.05.2023.

o.A. (o.A.): Kah Mendoza Weethee. Hg. v. Dyer Arts Center. Online verfügbar unter https://dyerartscenter.omeka.net/exhibits/show/deafqueerart/kahmendozaweethee, zuletzt geprüft am 08.05.2023.

Dustina Haase-Lanier (2022): Queer and Disabled Lives Beautifully Intersected. Hg. v. advocate.com. Los Angeles. Online verfügbar unter https://www.advocate.com/art/2022/12/18/queer-and-disabled-lives-beautifully-intersected#rebelltitem1, zuletzt geprüft am 16.05.2023.


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